Samples mit Hüllkurven

Es ist auch möglich, die Dauer und Amplitude eines Sample mit einer ADSR-Hüllkurve zu verändern. Das funktioniert jedoch ein wenig anders als die ADSR-Hüllkurven bei den Synths. Mit Sample-Hüllkurven kannst Du die Amplitude und die Dauer eines Samples nur verringern - niemals vergrößern. Das Sample wird entweder stoppen, wenn seine normale Laufzeit vorbei ist, oder wenn die Hüllkurve das Sample begrenzt - je nachdem welche kürzer ist. Mit einem sehr langen release: kannst Du ein Sample also nicht über seine normale Laufzeit hinaus verlängern.

Amen-Hüllkurven

Kommen wir zu unserem alten Freund zurück, dem Amen-Break:

sample :loop_amen

Ohne Opts hören wir das Sample in seiner gesamten Länge und mit voller Lautstärke. Mit der attack:-Opt können wir das Sample einblenden lassen:

sample :loop_amen, attack: 1

Wähle für ein kürzeres Einblenden einen kürzeren Attack-Wert:

sample :loop_amen, attack: 0.3

Auto-Sustain

Beim Sustain-Wert unterscheidet sich das Verhalten einer ADSR-Hüllkurve. Bei der Hüllkurve für Standard-Synths steht der Sustain normalerweise auf 0 - außer Du setzt den Wert ausdrücklich. Bei Samples wird der Sustain-Wert auf einen automagical Wert gesetzt - nämlich die Zeit, die es braucht, bis das gesamte Sample abgelaufen ist. Darum hören wir das Sample komplett, wenn wir keine Default-Werte übergeben. Wenn die Werte für Attack, Decay, Sustain und Release alle 0 wären, würden wir keinen Pieps hören. Deshalb berechnet Sonic Pi zunächst, wie lange das Sample von sich aus dauert, zieht etwaige Dauern für Attack, Decay und Release davon ab und setzt die restliche Zeit als Sustain-Wert. Wenn die Werte von Attack, Decay und Release zusammengenommen länger dauern als das gesamte Sample, wird der Sustain-Wert einfach auf 0 gesetzt.

Ausblenden

Um das auszuprobieren, schauen wir uns den Amen-Break genauer an. Wir fragen Sonic Pi, wie lang das Sample ist:

print sample_duration :loop_amen

Es wird 1.753310657596372 ausgeben; das ist die Länge des Sample in Sekunden. Wir runden das einmal bequemerweise auf 1.75 ab. Wenn wir nun den Release-Wert auf 0.75 setzen, wird etwas erstaunliches passieren:

sample :loop_amen, release: 0.75

Die erste Sekunde des Sample wird mit voller Lautstärke gespielt, danach wird über eine Periode von 0.75 Sekunden ausgeblendet. Das ist der Auto-Sustain in Aktion. Standardmäßig berechnet Sonic Pi den Release immer vom Ende des Samples aus. Wenn unser Sample 10.75 Sekunden lang wäre, würden die ersten 10 Sekunden in voller Lautstärke gespielt bevor dann eine Ausblende über 0.75 Sekunden erfolgt.

Zur Erinnerung: Normalerweise blendet release: das Ende des Sample aus.

Ein- und Ausblenden

Wir können attack: und release: zusammen mit Auto-Sustain nutzen, um über die Laufzeit des Samples ein- und auszublenden:

sample :loop_amen, attack: 0.75, release: 0.75

Da die Gesamtdauer des Sample 1.75s beträgt und unsere Attack- und Release-Phasen zusammen 1.5s ergeben, erhält der Sustain automatisch die Länge 0.25s. So ist es ganz einfach, das Sample ein- und auszublenden.

Ausdrücklich angegebener Sustain

Wir können ohne weiteres das normales Synth-ADSR-Verhalten aktivieren, indem wir sustain: auf den Wert 0 setzen:

sample :loop_amen, sustain: 0, release: 0.75

Jetzt spielt unser Sample insgesamt nur 0.75 Sekunden. Mit dem Standardwert 0 für attack: und decay: springt das Sample direkt auf die volle Lautstärke, bleibt dort für 0s und fällt dann innerhalb der Release-Phase mit einer Dauer von 0.75s auf die Lautstärke 0 ab.

Perkussive Becken

Wir können dieses Verhalten gut dazu benutzen, um länger klingende Samples in kürzere, perkussivere Versionen zu verwandeln. Sieh Dir das Sample :drum_cymbal_open an:

sample :drum_cymbal_open

Man kann hören, wie das Becken eine Zeit lang ausklingt. Mit einer leicht veränderten Hüllkurve klingt es perkussiver:

sample :drum_cymbal_open, attack: 0.01, sustain: 0, release: 0.1

Mit einer längeren Sustain-Dauer kannst Du es so klingen lassen, als ob das Becken erst angeschlagen und dann abgedämpft würde:

sample :drum_cymbal_open, attack: 0.01, sustain: 0.3, release: 0.1

Jetzt versuch einmal, Hüllkurven über Samples zu legen. Verändere auch die Samplerate; damit kannst Du sehr interessante Ergebnisse erzielen.